Yokogawa's technology

Marketing-getriebene Forschung
und Entwicklung

  • Research & Development

Unsere Welt ist chaotisch geworden. Gleichzeitig stehen wir an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. In der Geschäftswelt sehen wir Anzeichen für das Entstehen einer VUCA-Welt. VUCA bezeichnet eine Welt der Volatilität („Volatility“), Unsicherheit („Uncertainty“), Komplexität („Complexity“) und Mehrdeutigkeit („Ambiguity“). Dieser Begriff wird in der Geschäftswelt seit einigen Jahren mehr und mehr eingesetzt. Die Vorstellung der „VUCA-Welt“ ist heute zur neuen Norm geworden und niemand kann sich ihr entziehen.

Mega-Trends und Impulsgeber

Aus der Makro-Perspektive betrachtet gibt es eine Reihe bemerkenswerter „Mega-Trends“. Werfen wir dazu doch einen Blick auf die obersten Ebenen des Weltgeschehens. Wir können hier verschiedene Trends erkennen, z. B. die Ausweitung der Macht von einzelnen Personen, die Diffusion von Macht, die Veränderung der Zusammensetzung unserer Bevölkerung und Probleme bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser und Energie. Diese Trends unterliegen Wechselwirkungen miteinander und beeinflussen sich. Zudem können wir mehrere Impulsgeber erkennen, die bestimmte Prozesse des Wandels noch weiter beschleunigen. Zu diesen gehören eine Weltwirtschaft, die sich oftmals in der Krise befindet, nationale Regierungen, die nur langsam auf Veränderungen reagieren, die zunehmende Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes der Supermächte, häufiger werdende regionale Konflikte, der Einfluss fortschrittlicher Technologien auf unser Leben und die sich verändernde Rolle der Vereinigten Staaten von Amerika. Diese Elemente lassen sich kombinieren, um verschiedene Szenarien zu ergeben.
Ich persönlich interessiere mich für Themen wie die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser und Energie. Wir müssen uns auf globale statt auf nationale Themen konzentrieren, um in dieser neuen Geschäftswelt erfolgreich zu sein. Im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung haben die Vereinten Nationen 17 Ziele entwickelt, die viele Herausforderungen umfassen, die Yokogawa und andere Unternehmen angehen sollten, um zur Schaffung eines Mehrwerts für unsere Gesellschaft beizutragen.

Vision der Forschung und Entwicklung

Unter Berücksichtigung dieser nachhaltigen Veränderungen lassen sich zwei grundlegende Konzepte für die Forschung und Entwicklung ableiten. Das erste Konzept ist der Ansatz des „Design Thinking“. Der Begriff „Design Thinking“ meint ein System von Schritten, die von der Entdeckung eines Problems bis hin zu dessen Lösung reichen. Das Konzept weicht bereits im Grundsatz vom konventionellen Ansatz, ein Problem durch einen virtuellen Verifikationsprozess zu lösen, ab. Es geht vielmehr darum, ein Problem zu analysieren und zu lösen, indem man die Grundursache des Problems identifiziert.

・Virtuelle Verifizierung: Analysiert ein Problem. Warum tritt das Problem auf?
・Design Thinking: Identifiziert die Grundursache eines Problems. Warum ist das überhaupt ein Problem?

In einer Zeit, in der es schwierig ist, die Zukunft vorherzusagen und wir es in diesem Zusammenhang mit einer besonders ungewissen Zukunft zu tun haben, muss unsere Innovationsgenerierung parallel zu unseren Aktivitäten in der Produkt- und Vorentwicklung erfolgen. Das ist wichtig, um Voreingenommenheiten, die durch diese Entwicklungen entstehen, zu vermeiden. Auch im Rahmen der Innovationsgenerierung suchen wir nach einem potenziellen Problem, im Gegensatz zum herkömmlichen Ansatz der Suche nach einem bestehenden Problem.
Darüber hinaus wird ein Rahmen für den Innovationsprozess benötigt, also ein „Denkrahmen“, um Lösungen zu schaffen, die Innovationen hervorbringen (Abbildung 1). Im Kern stehen dabei die drei OIP-Prozesse („Observe“, „Ideate“ und „Prototype“).

Prozessorientierter Innovationsrahmen

Das zweite Konzept ist eine Transformation von F&E zu C&D. F&E meint die herkömmliche Forschung und Entwicklung, während sich C&D auf den Ansatz „Connect and Develop“ bezieht. Bei C&D müssen wir bereits im frühen Stadium eine Gemeinschaft mit externen Stakeholdern, wie z. B. Kunden und Lieferanten, bilden und im Rahmen der Co-Kreation Probleme analysieren und lösen. Diese Transformation zu C&D wird eine treibende Kraft darstellen und auf dem weiteren Weg eine essentielle Rolle spielen.
C&D fördert auch die Vielfalt. Wir unterscheiden dabei zwischen zwei Arten der Vielfalt *2. Einerseits sprechen wir über die inhärente Vielfalt und andererseits über die erworbene Vielfalt, die wir durch Erfahrung gewinnen. Inhärente Vielfalt umfasst Aspekte wie das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit, das Alter, den religiösen Hintergrund, die sexuelle Neigung, körperliche Behinderungen und die Nationalität einer Person. Auf der anderen Seite umfasst die erworbene Vielfalt das Niveau des kulturellen Verständnisses, generationsübergreifende Interaktionen, Social-Media-Kompetenzen, berufsübergreifendes Wissen, eine globale Denkweise und Sprachkenntnisse. Diese erworbene Vielfalt spielt eine wichtige Rolle in der Forschung und Entwicklung.

Fazit

In einer Welt, in der es immer schwieriger wird, die Zukunft vorherzusagen, müssen wir zunächst die Art und Weise verstehen, wie wir die Welt wahrnehmen und wie wir in Aktion treten. Dann müssen wir darüber nachdenken, was wir tun können, um diese Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Darüber hinaus wird ein Ansatz, in dem der Mensch im Zentrum steht, wie z. B. die Förderung der Zusammenarbeit zwischen menschlichen und ökologischen Systemen, in diesem Jahrhundert zu einem Kernaspekt in der globalen Wirtschaft werden.
Es versteht sich von selbst, dass die Förderung von Innovationen für das Wachstum eines Unternehmens unerlässlich ist. Und um innovativ zu sein, müssen wir unseren Arbeitsplatz zu einem Ort machen, der offen und geprägt von Vielfalt ist. Dabei müssen wir bereit sein, unterschiedliche und möglicherweise abweichende Meinungen zu akzeptieren. Wir müssen uns von bestehenden Vorschriften befreien und mit Wirtschaft und Gemeinschaft zusammenarbeiten, um zu ermöglichen, dass Forschung und Entwicklung aktiv Chancen schaffen können, um unsere Welt durch Innovationen voranzubringen.


Referenzen

*1 : Mit Anpassungen übernommen aus IDEO (2017), 2. Ausgabe des Human Centric Design Toolkit
*2 : Sylva Ann Hewlett, Melinda Marshall, et.al, „Innovation, Diversity and market growth,“ Center for Talent and Innovation, New York: Free Press, 2013

Dieses Schriftstück basiert auf einem Artikel im Yokogawa Technical Report (Vol. 60, Nr.1), der von Tsuyoshi Abe, PhD, Senior Vice President, Head of Marketing Headquarters, Yokogawa, verfasst wurde.