Batch-Prozess, Standardisierung, Flexibilität

Welcher Begriff fällt aus der Reihe? Antwort: …………………………………………………….. Die Redensart „aus der Reihe fallen“ bedeutet, sich von anderen Personen oder Dingen zu unterscheiden, sich von diesen abzuheben und andersartig zu sein. Meiner Ansicht nach fällt der Begriff Flexibilität aus der […]

Welcher Begriff fällt aus der Reihe?

Antwort: ……………………………………………………..

Die Redensart „aus der Reihe fallen“ bedeutet, sich von anderen Personen oder Dingen zu unterscheiden, sich von diesen abzuheben und andersartig zu sein.

Meiner Ansicht nach fällt der Begriff Flexibilität aus der Reihe, weil die Standardisierung und der Batch-Prozess miteinander Hand in Hand gehen, wohingegen Flexibilität und Standardisierung in den meisten Fällen Gegensätze darstellen. Unter Automatisierungsingenieuren herrscht die allgemeine Überzeugung, dass es sich bei der Automatisierung von Batch-Prozessen um eine komplexe Angelegenheit handelt, die mit hohem Aufwand verbunden ist. Dies ist die Sichtweise des Ingenieurs. Doch wie ist die Sichtweise des Kunden? Durch die vielen neue Entwicklungen in der Automatisierungstechnik wie z.B. die modulare Automatisierung oder Initiativen wie Namur-MTP (Module Type Packages) gehen wir einer Zukunft entgegen, in der sich Automatisierungsmodule so unkompliziert wie USB-Geräte verwenden lassen. Vergleiche mit „Plug & Play”-Systemen aus der IT-Branche sind bereits in aller Munde. Wie flexibel muss unsere Engineering-Umgebung also sein, damit sie diesen Entwicklungen gewachsen ist?

Heißt die Lösung “End-User Development” (EUD) (dt. etwa Endbenutzer-Entwicklung) bzw. “End-User Programming” (EUP) (dt. etwa Endbenutzer-Programmierung)? Ist der Endbenutzer dann so flexibel, dass er seine eigene Anlage mit Hilfe von visuellen Programmiermethoden selbst modifizieren kann? Ein gutes Beispiel hierfür ist Lego Mindstroms: Blöcke werden zusammengefügt, Objekte per Drag & Drop zur Software hinzufügt, programmiert und auf die Hardware heruntergeladen. Bei F3 Batch beispielsweise handelt es sich um ein Softwarekonzept, das dem Kunden ein solch hohes Maß an Flexibilität gewährt.

Wo stehen wir heute und wie sieht die Zukunft aus?

Die modulare Automatisierung und verschiedene Standardisierungsverfahren zur Optimierung des Engineering-Workflows werden die Zukunft in unserer Branche maßgeblich mitbestimmen.

Die modulare Automatisierung spielt schon heute eine Schlüsselrolle. Das Erstellen von Prozesskomponenten in Form von Modulen, Vorlagen oder Bibliotheksbauteilen mit generischen Variablen und deren anschließende Instanziierung ist nicht nur in der Automatisierungsbranche, sondern auch in der Prozessindustrie der neueste Trend. Die Idee an sich ist zwar nicht neu, aber die Möglichkeiten der modularen Automatisierung werden gegenwärtig vielerorts intensiv erforscht und ständig weiterentwickelt. Vor kurzem hatte ich bei einem Meeting ein interessantes Gespräch mit einem erfahrenen Lieferanten und Kollegen, in dem er mir seine Version der modularen Automatisierung erklärte, bei der die Fortschritte und Weiterentwicklungen in anderen Branchen wie der IT-Industrie genutzt werden. Wenn er einen neuen Drucker oder ein neues USB-Gerät kauft, kann er diese an seinen Computer anschließen und den Treiber installieren. Das Gerät wird automatisch erkannt, und er kann es sofort verwenden. Seiner Ansicht nach sollte so die Zukunft unserer Automatisierungsindustrie aussehen, und ich bin davon überzeugt, dass Namur-MTP der erste Schritt hin zu einer solchen Entwicklung ist.

Hinsichtlich der Standardisierung des Arbeitsablaufs ist die Erstellung von Musterabläufen, denen der Ingenieur blind folgt, meiner Meinung nach kein geeigneter Lösungsansatz. Stattdessen sollten Richtlinien festgelegt werden, die den Ingenieur durch den Engineering-Prozess führen und somit dabei helfen, Fehler zu vermeiden und die jeweils bestmögliche Lösung für Problemstellungen aller Art zu finden. Initiativen wie VP Batch Template haben genau dies zum Ziel.

Was fehlt? Flexibilität?!?!

Lassen wir nun die Erörterung von Lösungsstrategien einen Moment beiseite und überlegen uns, wo der in der Überschrift angesprochene Flexibilitätsfaktor ins Spiel kommt. Wie flexibel sind wir? Angenommen, ein Hersteller möchte eine neue Einheit in seinen Prozess integrieren, um die Produktivität zu erhöhen. Mit Hilfe der modularen Automatisierung kann der Kunde die neue Einheit mit nur wenigen Klicks in das System integrieren oder – wie einer unserer Kunden unlängst – eine komplette neue Anlage mit nur einem Klick errichten. Dieses Maß an Flexibilität ist gegenwärtig in unserer Branche erreichbar.

Worauf sollten wir abzielen? Wenn wir davon ausgehen, dass die Einheit sich grundlegend von den bestehenden Einheiten unterscheidet, steht an erster Stelle der Modellierungsprozess, für den der Lieferant wiederum Module verändern oder neue Module erstellen muss und die zum Ziel gesetzte „Flexibilität“ von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Wir sollten uns der Lösung vom Modellierungsprozess aus nähern und den Engineering-Prozess für Module selbst vereinfachen. Wir müssten in der Lage sein, ein Modul basierend auf einem Modell zu erstellen, bei dem ich meinen Standardisierungs- und Compliance-Prozess bereits einleiten kann. Wie soll diese Modellierung aussehen? Wo soll diese Modellierung stattfinden? Wie kann ich den Modellierungsprozess für kleine oder mittlere Hersteller ohne komplexe Programmierungsprozesse flexibel gestalten?

Hier kommt das End-User Development (EUD) bzw. das End-User Programming (EUP) ins Spiel, mit dessen Hilfe der Kunde in der Lage ist, eine Einheit zu verändern oder eine neue Einheit zu errichten und seine Verfahren, Abläufe und Rezepturen ohne komplexe Programmierungsschritte abzuändern. Dieser innovative Ansatz wird von Yokogawa derzeit mit unserem „F3-Batch-Konzept” erprobt und soll dem Kunden sowohl volle Autorität als auch maximale Flexibilität bei seinen Prozessen bereitstellen.

An dieser Stelle fragen Sie sich vielleicht, wohin uns dies alles führen wird. Nun, wir versuchen lediglich zu verstehen, wie wir durch Prozessänderungen entstehende Probleme lösen können, die in unserer Branche zum normalen Betriebsalltag gehören. Wie Heraklit von Ephesos schon sagte: „Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung”.

Gibt es schon Branchen mit dieser Art von Prozessen? Was sind die derzeitigen Probleme und Lösungen? Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Gedanken und Ansichten mitteilen würden. Schreiben Sie ein Kommentar.

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