Vom Sicherheitssystem zum Safety Lifecycle Tool

Erst mit dem sogenannten FSM (Functional Safety Management) erfüllt eine Sicherheitssteuerung die Anforderungen der entsprechenden Normen zur Risikoreduzierung in Prozessanlagen zum Schutz von Gesundheit, Umwelt und finanziellen Werten. 2016 wurde das Safety Lifecycle Management mit iDefine (TM) und ProSafe RS vorgestellt. Mit dieser starken Kombination vollzog sich der Schritt von ProSafe RS von der Sicherheitssteuerung zum Safety Lifecycle Tool.

Sicherheitssystem
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ProSafe RS – Wie alles begann

Zu Weihnachten ist ja bekanntlich die Zeit inne zu halten und mal zurück zu blicken. Ich nutze diese Gelegenheit, um in das Jahr 2005 zurück zu kehren. Ich war verantwortlicher Projektleiter für den Yokogawa Messestand auf der Interkama in Hannover und hatte u.a. die Präsentation  der neuen Sicherheitsteuerung ProSafe RS zu organisieren. Das damals brandneue Sicherheitssystem sollte gebührend gefeiert werden. Am Abend vor der Messe war alles fertig und die Filzstiftbeschriftung am Bedienpanel der SCS (Safety Control Station) durch einen professionellen Druck ersetzt.

Der erste ProSafe RS Controller auf der Interkama 2005 in Hannover

Die Messe war ein voller Erfolg und der Stand mit der SCS immer voll mit Gästen. Dass die Demo-SCS erst am Tag vor Beginn von einer Messe in Spanien, in quasi letzter Minute eintraf und für Installation und Test fast keine Zeit blieb, hat niemand bemerkt.

Vom Neuling zum Global Player

Sofort nahm der (Sieges-) Zug von ProSafe RS Fahrt auf. Schnell wurden die ersten Systeme an Betreiber von Prozessanlagen ausgeliefert. Das überzeugende Konzept der Integration von ProSafe RS in das Produktionsleitsystem CENTUM VP bei gleichzeitig gebotener Unabhängigkeit der Konfigurationswerkzeuge und Datenübertragung ist so bei keinem anderen System erreicht. Besonders die Fähigkeit von Yokogawa zur Abwicklung von Projekten aller Größenordnungen weltweit war hier ein entscheidender Faktor. Von Anfang an setzte Yokogawa -über Hardware und Software hinaus- auf eine globale Richtlinie zum Umgang mit Systemen zur funktionalen Sicherheit. Heute existiert ein globales Netzwerk von TÜV-zertifizierten Experten bei Yokogawa. Damit fängt funktionale Sicherheit bereits bei der ersten Beratung im Vertrieb an. Ein weiteres Aufzählen von Normen und Standards erspare ich uns hier allen. Lesen sie das bitte hier.

Heute ist ProSafe RS seit mehreren Jahren hintereinander in den weltweiten Top 2 der Sicherheitssysteme vertreten. Laut dem Markt Report von ARC lag der Anteil von Yokogawa für SIS 2016 bei 18,6%. Mehrere tausend Projekte, sowie mehrere zehntausend eingesetzte Sicherheitssteuerungen sprechen hier für sich.

 

Funktionelle Sicherheit in Zeiten der Cyberattacken

Eine Norm soll dennoch erwähnt werden. Während es bei SIS (Safety Instrumented Systems) und deren Normen oft um die Erfüllung der funktionalen Sicherheit dreht, rückte in den letzten Jahren das Thema Cybersecurity stärker in den Fokus. Ein Schutz von Safety Systemen durch Abschottung ist hier keine Lösung. Das Rad der Zeit läßt sich nicht mehr zurück drehen. Dies wird auch in keiner bekannten Norm gefordert und erhöht auch nicht die Sicherheit des Gesamtsystems.

Das ISA Security Compliance Institute (ISCI) entwickelte bereits 2010 das ISASecure EDSA (Embedded Device Security Assurance) program. Sowohl ProSafe RS (2014) als auch CENTUM VP (2015) wurden gemäß dieses Standards zertifiziert.

 

Sicherheitssystem wird zum Safety Lifecycle Tool

Erst mit dem sogenannten FSM (Functional Safety Management) erfüllt eine Sicherheitssteuerung die Anforderungen der entsprechenden Normen zur Risikoreduzierung in Prozessanlagen zum Schutz von Gesundheit, Umwelt und finanziellen Werten. 2016 wurde das Safety Lifecycle Management mit iDefine (TM) und ProSafe RS vorgestellt. Mit dieser starken Kombination vollzog sich der Schritt von ProSafe RS von der Sicherheitssteuerung zum Safety Lifecycle Tool. iDefine ist ein leistungsfähiger Werkzeugkasten zur Simulation, Design, funktionalem Testen und Dokumentieren von SIF (Safety Instrumented Functions). Lesen sie mehr dazu in meinem Blog Functional Safety Management.

12 Jahre nach der Markteinführung von ProSafe RS blicke ich positiv zurück und auch erwartungsvoll nach vorn. Mit ProSafe RS sind sie in jedem Fall auf der sicheren Seite.

 

Kurz nachgefragt

bei Thomas Bagsik, 
Leiter Betriebstechnik Hafenbetriebe Chemiepark Marl,
Evonik Technology&Infrastructure GmbH
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[ot-caption title=”Gespräch zwischen Herr Bagsik und Herr Schindler (2012)” url=”https://www.yokogawa.com/eu/blog/chemical-pharma/app/uploads/2017/12/Interview.jpg”]

Thomas Schindler von Yokogawa:  Herr Bagsik, 2008 haben sie als einer der ersten Anlagenbetreiber am Standort Marl die Sicherheitssteuerung ProSafe RS von Yokogawa eingeführt. Diese war damals noch recht neu auf dem Markt. Hatten sie keine Bedenken?

Thomas Bagsik: Nein, überhaupt nicht. Unsere Erfahrung mit dem damals schon länger eingesetzten PLS Centum VP machte mich sicher, dass auch das Sicherheitssystem reibungslos funktionieren würde. So war es dann ja auch. Ich persönlich setze eher auf die Vorteile von neuen Technologien als mich zu lange mit den Risiken zu beschäftigen. Dies ist wichtig, um eine Anlage sicher und effizient zu betreiben.

Thomas Schindler von Yokogawa:  Welche Vorteile sind dies aus ihrer Sicht bei ProSafe RS?

Thomas Bagsik: An erster Stelle die Zeitersparnis durch weniger Schnittstellen und doppelte Konfiguration. Durch die Integration von ProSafe RS in CENTUM VP ist mit der Konfiguration in der SCS (Safety Control Station (S-SPS)) auch die Integration im PLS bereits fertig. Das konfigurieren von Datenaustauschlisten, Alarmen etc. im PLS entfällt. Dabei sind die Konfigurationswerkzeuge für CENTUM VP und ProSafe RS komplett unabhängig voneinander. Für unsere Anlage, die einem ständigen Wandel unterliegt ein entscheidender Vorteil.

Thomas Schindler von Yokogawa:  Das hören wir natürlich gerne. Jetzt zu Weihnachten ist ja auch die Zeit der Wünsche. Im Ernst, was würden sie aus Anwendersicht an ProSafe RS verbessern oder wo gibt es Nachteile?

Thomas Bagsik: An den Bedienstationen von CENTUM VP kann man die Funktionslogiken des PLS einfach per Mausklick aufrufen. Dies geht bei ProSafe RS leider nicht so einfach. Hier könnte man die Integration noch weiter verbessern. Außerdem ist die Konfiguration der Kommunikation zwischen den einzelnen SCS’sen nicht sehr komfortabel. Vielleicht klappt es ja mit den Wünschen zu Weihnachten 2018.

Thomas Schindler von Yokogawa:  Vielen Dank für das Gespräch und eine besinnliche und sichere Vor-Weihnachtszeit.

Welche Wünsche haben sie zu Weihnachten für sich und Ihre Sicherheit? Diskutieren sie mit uns in den Kommentaren!

2 Kommentare zu „Vom Sicherheitssystem zum Safety Lifecycle Tool“

  1. Hallo Herr Schindler,

    klasse Artikel!.

    Verstehe ich das richtig?
    Integration des Sicherheitssystems (mit der “normalen” Leittechnik) und Sicherheit (funktionale als auch Cyber Security) sind kein Widerspruch?

    Beste Grüße, Andreas Helget

    1. Herr Helget, in der Tat. PLS und SIS Systeme zu trennen wäre wie eine Burg ohne Befestigungsanlagen tief im Wald zu bauen und zu hoffen das keiner sie findet. Die Gefahr droht ohnehin über externe Quellen die Windowsbasierte Systeme (also auch SIS Konfigurierstationen) attackieren. Der Klassiker ist hier der USB-Stick mit dem eine Neue Softwareapplikation (inkl. Virus) auf das abgeschottete System gebracht werden.
      Auch die Angst dass ein Virus vom Leitsystem über den gemeinsam genutzten Bus in das Safetysystem “überspringt” ist unbegründet, da hier völlig andere Übertragungslayer genutzt werden. Alles konform u.a. zur IEC 61511.

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