Zweite Kolumne Dr. Andreas Helget

Der „Welterschöpfungstag“, an dem die Menschheit die natürlich verfügbaren Ressourcen aufgebraucht hat, war in diesem Jahr so früh wie nie zuvor. Nämlich bereits am 1. August. Allein hierzulande waren die Natur-Vorräte in 2018 bereits am 2. Mai aufgebraucht. So lautet […]

Der „Welterschöpfungstag“, an dem die Menschheit die natürlich verfügbaren Ressourcen aufgebraucht hat, war in diesem Jahr so früh wie nie zuvor. Nämlich bereits am 1. August. Allein hierzulande waren die Natur-Vorräte in 2018 bereits am 2. Mai aufgebraucht. So lautet das bedenkliche Ergebnis der Forschungsorganisation Global Footprint. Deren Wissenschaftler berechnen, wann die natürlichen Ressourcen verbraucht sind, die innerhalb eines Jahres nachwachsen könnten – Stichwort: Nachhaltigkeit. Der „ökologische Fußabdruck“ zeigt, wie stark der Mensch das Ökosystem beansprucht, um beispielsweise Energie, Nahrung und Holz zu gewinnen. Zum Vergleich: 1970 fiel der Welterschöpfungstag auf das Dezember-Ende. Im Jahr 2000 war es bereits im September soweit.

Ruf nach zirkulärer Wirtschaft wird lauter

Allein vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass der Ruf nach einer zirkulären Wirtschaft (Circular Economy) immer lauter wird. Die Transformation unseres Wirtschaftssystems zu einer Circular Economy ist der konsequente Schritt in die richtige Richtung. Hier verbleiben die eingesetzten Stoffe über den Lebenszyklus von Waren hinaus in einem Stoffkreislauf. Abfälle und Emissionen werden soweit wie möglich verringert, und Waren werden wieder- und weiterverwendet, ohne dass die Qualität der Produkte nachlässt. So die Idee.

In einigen Bereichen der Industrie befindet man sich bereits auf sehr gutem Weg. Mit dem Waste-to-Energy-Projekt im niederländischen Abfallsektor beispielsweise ist es gelungen, ein regeneratives System zu schaffen, in dem Ressourceneinsatz und Abfallproduktion, Emissionen und Energieverschwendung durch das Verlangsamen, Verringern und Schließen von Energie- und Materialkreisläufen minimiert werden. Entscheidend bei solchen Projekten sind langlebige Konstruktion und Instandhaltung, ebenso Reparatur, Wiederverwendung, Remanufacturing, Refurbishing und natürlich Recycling. Auch in der Landwirtschaft gibt es zukunftsweisende alternative Methoden, zum Beispiel die Nutzung von Algen als Düngemittel, Basis für Biokunststoffe, Energielieferant oder Nahrungsmittel, oder das „Precision Farming“.

Nicht ohne Nebengeräusche

Bei allen positiven Ansätzen darf allerdings nicht ignoriert werden, dass die Circular Economy nicht immer ohne Nebengeräusche auskommt – meist dann, wenn der Mensch Dinge zusammenbringt, die ursprünglich nicht unbedingt zusammengehören. So wird beispielsweise die Nutzung von Schlachtabfällen als alternatives Düngemittel immer wieder in engen Zusammenhang mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gebracht. Und die Erstellung von Biodiesel kann am Ende der Kette mit dafür verantwortlich sein, dass die Pachtkosten für Landwirte in die Höhe und die Preise in den Keller gehen. Biostoffe müssen immer auch kritisch eingeordnet werden, insbesondere dann, wenn – wie im Fall von Mais als Lieferant von Biogas – Lebensmittel zum Energielieferanten umfunktioniert werden.

Wenn Wirtschaftszweige von der konventionellen in die grüne Kette überführt werden sollen, kann es immer nur um Bausteine innerhalb der vorhandenen Energie-Infrastruktur gehen. Alles andere würde das Bruttosozialprodukt jedes Landes sprengen. Man stelle sich nur die Wasserstoffwirtschaft vor: Zwar lässt sich Wasserstoff als alternativer Rohstoff hervorragend nutzen, doch die benötigten Mengen innerhalb eines Wirtschaftssystems lassen sich nicht einfach lagern. Ein Flächendeckendes Pipeline-Netz wäre erforderlich, das aber würde niemand finanzieren wollen – und auch nicht können.

Precision Farming

Das „Precision Farming“ ist ein solcher Baustein innerhalb der Landwirtschaft. Ziel ist es, die Unterschiede des Bodens und der Ertragsfähigkeit eines bereits bewirtschafteten Feldes zu berücksichtigen. Hierbei werden die Positionen der Landwirtschaftsmaschinen auf den Flurstücken erfasst, und die Maschinen wiederum erfassen und dokumentieren die Kennwerte schon während der Bearbeitung. Die Daten lassen sich anschließend auswerten, um die Bodenbewirtschaftung, zum Beispiel Düngung und gezieltere Saat, zu optimieren. Einsparungen bei Betriebsmitteln ist einer der Vorteile, die ökologischen Entlastung durch den geringeren Einsatz von Herbiziden und mineralischen Düngern ein weiterer.

Zum großen Runden

Beim Precision Farming verwenden die Maschinen und Geräte zur Positionsbestimmung sensorgesteuerte Navigationssysteme und GPS-Empfänger sowie spezielle Ausrüstungen für eine teilflächenspezifische Ausbringung von Betriebsmitteln. Hier kann Yokogawa mit der entsprechenden Sensorik im Sinne von Measurement as a Service oder Data as a Service seinen Teil dazu beitragen.

Neben Anlagenautomatisierung, integrierter Energiekette oder CEMS (Community Energy Management Service) sind es auch diese speziellen Lösungen, die zum großen Ganzen oder besser: zum großen Runden in einer zirkulären Wirtschaft beitragen. Und für die wir uns bei Yokogawa stark machen.

Herzlichst 

Andreas Helget


Zu Kolumne 1: Über die Wasserelektrolyse

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